Schock bei der Haftpflichtversicherung

Drengel · 26. Oktober 2020

Versicherungsschock

Ist Euch bewusst, dass Haftpflichtschäden bis ca. 1500 € defacto nicht versichert sind?

Zwar tritt die Haftpflichtversicherung zunächst für den Schaden ein, holt sich das Geld bei "Kleinschäden" postwendend über die Rückstufung der Schadensfreiheit und dann jahrelang höhere Beiträge zurück. Quasi eine automatische Selbstbeteiligung! Ähnliches gilt für die Vollkaskoversicherung, nur dass man dort über eine hohe Selbstbeteiligung von vorne herein Geld beiseite legen kann.

FINANZTIP empfiehlt in vollem Ernst jedem Autobesitzer ein Tagesgeldkonto von 3000€ für solche Fälle. --> https://www.finanztip.de/kfz-v…/schaden-selbst-bezahlen/

Das wissen auch die Werkstätten - einfache Reparaturen (Lackstifte, Polieren) gibt es nicht mehr, warum auch und ein Versicherungsgutachter kommt bei solchen Kleinigkeiten natürlich auch nicht! Die Werkstatt legt also ohne jegliche Kontrolle Art und Umfang einer Reparatur fest und somit ihren Gewinn!

Auch die Versicherung hilft natürlich gerne: Mit einer Versicherung!! - der sog. "Rabattretter": Aber nur vorher und kostet bei mir 100€ im Jahr.

Fazit: Ein Lackkratzer von 2-3 mm an der anderen Tür kostet mich 600€

P.S. 1: Schöne neue Wallbox ade!

P.S. 2: Wer sich die Beträge genau ausrechnen will: https://www.test.de/Rechner-Au…-selbst-zahlen-1159349-0/

**wohliks** · 26. Oktober 2020

Sorry, aber ich verstehe die Aufregung nicht so recht. Was du da beschreibst, ist so seit der Schadenfreiheitsrabatt existiert, also seit rund 50 Jahren oder sogar noch länger - und du bist ernsthaft überrascht?

Strg-Alt-Entf · 26. Oktober 2020

Und wenn es den nicht gäbe, wäre die Versicherung generell um einiges teurer.

Chap · 26. Oktober 2020

@ Drengel. Die Text in Deine Profil ist SUUUUPI! Darf ich das in meine Profil kopieren?

Drengel · 27. Oktober 2020

Nochmal zur Verdeutlichung

Bei der freiwilligen Voll- und Teilkasko kannst Du Deine Selbstbeteiligung je nach Risikobereitschaft vorher festlegen. Soweit so gut und transparent.

Bei der Haftpflicht gibt es aus verständlichen Gründen keine offizielle Selbstbeteiligung. Die Versicherungen führen diese durch die „Hintertür“ Rückstufung ein. Dieses Verfahren beruht auf versicherungsmathematischen Grundlagen, die für uns Laien absolut undurchsichtig sind. Und bei jeder Gesellschaft anders und auch bei jedem Tarif……

Mein eigener Schaden: Ich werde im Schadensfall mehrere Stufen zurück gestuft, dann verbessere mich bei Unfallfreiheit jedes Jahr um eine oder mehrere Stufen, bin also in ein paar Jahren wieder dort, wo ich jetzt bin. Ohne den Schaden wäre ich dann aber schon in viel besser usw. Kompliziert wird es allerdings dadurch, dass die den SF zugeordneten %-Zahlen unterschiedlich und letztendlich bei 30% gedeckelt sind. Aber halt: Bei jeder Gesellschaft natürlich anders und auch bei jedem Tarif……

Ein System also, das auf völlige Intransparenz ausgelegt ist (ich weiß, es steht ganz hinten im Kleingedruckten)

Die „Selbstkostenbeteiligung“ wird über Jahre gestreckt und so „unmerklich“. Daher kommen aber auch die hohen, versicherungsmathematisch begründeten Zahlen von FINANZTIP: Selbstzahlen bis 1500€!

@ wohliks & Str-Alt-Ent: Selbstverständlich macht das Eure Versicherung nur, um den Beitrag gering zu halten und weil wir alle schon immer besch… wurden ist das o.K.

Noch ein Punkt: Die fehlende Kontrolle der ausführenden Werkstätten.

Ein Kfz-Sachverständiger kostet Geld, also schickt die Versicherung ihn erst ab z.B. 1000 € Schadenshöhe. Darunter (und zusätzlich) werden die Rechnungen mittels diverser Algorithmen auf Plausibilität gescannt.

Das wissen auch die Werkstätten, insbesondere die Markenwerkstätten, und versuchen unter dem “Radar“ zu bleiben.

Austausch statt Reparatur, Kosteneffizienz nur, wenn die Versicherung droht. Einfache Reparaturen und neue, billigere Verfahren verzögern sich oder bleiben auf der Strecke. Wie lange hat das mit „carglas“ in D gedauert, bis dahin gab es nur ganze Frontscheiben!!

Fazit: Selberzahlen bei „Bagatellschäden“ bis zu 1500€ ist wohl versicherungsmathematisch korrekt, aber in der Höhe für mich doch schockierend.

Das Rückstufungsverfahren der Kfz-Versicherer ist völlig intransparent, die Belastung wird über Jahre gestreckt, führt aber schon beim geringsten Schaden zu enormen Belastungen.

So: Mir reicht`s jetzt zu meiner 3mm Katastrophe.

Ein weiteres Zeichen der Intranzparenz: Ich habe einen Deal mit meinem Versicherer gemacht – das geht dann auch, aber nicht, wenn man wie auch empfohlen jedes Jahr die billigsten wählt!

@ Chap: Wenn es Dir gefällt

Klaus · 27. Oktober 2020

Ich kann mi h erinnern das es früher eine faustformel gab den Schaden erst ab 500 DM der Versicherung zu melden, wegen dem freiheitsrabatt und dem Anstieg, wenn das jetzt 1500euro sind dann hat sich auch das in den letzten 25 Jahren geändert

**wohliks** · 27. Oktober 2020

Mit "meiner Versicherung" bin ich sehr zufrieden, was die Preise angeht.

Die "Abzocke" bei einem Haftpflichtschaden in 2011 lief dergestalt, dass die Versicherung zunächst mal den Schaden bezahlt hat - dann hat sie mir eine ausführliche - und durchschaubare - Vergleichsrechnung zugesandt, anhand derer ich entscheiden konnte, ob ich den Schaden selbst zahlen und dafür meine SF-Stufe behalten möchte. Der Schwellwert lag damals bei etwa 600,- €.

Das System mit den SF-Klassen ist schon über 50 Jahre alt und war mal dazu gedacht, schadenfreie Fahrer durch günstigere Prämien zu belohnen. Seit der Deregulierung des SF-Systems 1994 allerdings erfinden die Versicherungen ständig neue Regeln, um im Wettbewerb besser auszusehen - das macht die Sache ziemlich unübersichtlich.

Strg-Alt-Entf · 27. Oktober 2020

Zitat von Klaus

Ich kann mi h erinnern das es früher eine faustformel gab den Schaden erst ab 500 DM der Versicherung zu melden, wegen dem freiheitsrabatt und dem Anstieg, wenn das jetzt 1500euro sind dann hat sich auch das in den letzten 25 Jahren geändert

Das hängt halt vom Einzelfall ab. Die Versicherung muss Dir mitteilen, bis zu welchem Betrag sich ein Selbsttragen des Schadens im konkreten Fall lohnt.

feisalsbrother · 27. Oktober 2020

Bei einer "guten" Versicherung wird man von einem Sachbearbeiter/In beraten, was besser ist: Selber zahlen oder über die Versicherung ab wickeln.

Grisu_Berlin · 27. Oktober 2020

Zitat von Strg-Alt-Entf

Das hängt halt vom Einzelfall ab. Die Versicherung muss Dir mitteilen, bis zu welchem Betrag sich ein Selbsttragen des Schadens im konkreten Fall lohnt.

Ich kenne mich leider nicht soo gut mit Versicherungen aus, aber wir hatten mal einen Parkschaden bei dem beide Fahrzeuge rückwärts gefahren sind und sich leicht getroffen haben. Eigentlich war an keinem Auto wirklich irgendwas zu sehen.

Unserer Versicherung hatten wir den Fall mitgeteilt und geschildert dass unser Fahrzeug (dank langsam fahren und Parksensoren und Kamera) bereits stand, als der Gegner zügig unser Fahrzeug streifte. Wir selbst haben nix weiter unternommen weil bei uns gar nix zu sehen war und beim Gegner nur ein mini-Kratzer den man hätte wegpolieren können.

Der Gegner hat aber direkt eine Rechnung für eine Lackierung mittels Anwaltsschreiben an meine Versicherung geschickt, die sofort gezahlt hat. Wir bekamen das erst mit als wir zum Jahresende plötzlich 8 Jahre zurückgestuft wurden. Es ging um 1000€ oder so. Ich fragte sogar ob ich den Schaden zurückkaufen könne, aber meine Maklerin sagte, dass zum einen der Gegner beim Kfz keine Ansprüche gegen mich, sondern meine Haftpflichtversicherung hat, weshalb die zahlen können ohne mich mit einzubeziehen (bei der Summe machen die sich keinen Aufwand und zahlen einfach) und zum anderen hätte man nur bis zu einer bestimmten Summe (hab vergessen wieviel) die Möglichkeit das zurückzukaufen.

Ob das wirklich so ist, kann ich aber nicht sagen. Aber ich habe jetzt eine andere Versicherung und gelernt, dass ich bei Schäden sofort zum Anwalt gehe und selbst den ersten Schritt mache statt abzuwarten... Aus Schaden wird man klug.

Tags